Abgeordneter und Sportfunktionär Katzidis relativiert Gewalt im Amateurfußball.

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Die regelmäßigen Angriffe auf Schiedsrichter in den Kreisligen sind eigentlich schon schlimm genug. Schlimmer wird es, wenn die Verantwortlichen davor die Augen verschließen, indem sie die Ursachen ausblenden, weil es nicht in ihre kunterbunte Weltsicht passt. So geschehen bei der Plenardebatte zu unserem Antrag gegen Gewalt im Amateurfußball am Donnerstag.

Was haben die Vorfälle an Silvester, das Thema Integration und Gewalt auf den Fußballplätzen gemeinsam? Sie gehen überwiegend von sogenannten „jungen Männern“ aus. Sogar Friedrich Merz hatte kürzlich zugeben müssen, dass die Angriffe auf Rettungskräfte an Neujahr und gescheiterte Integration zusammenhängen. Doch laut Katzidis seien das „Einzelfälle“ – das Eine habe mit dem Anderen „überhaupt nichts zu tun“. So funktioniert Realitätsverweigerung!

Katzidis – selbst Präsident beim Westdeutschen Fußballverband und damit Teil des Problems – wurde nicht müde zu erwähnen, dass jeder Fall von Gewalt einer zu viel sei, schien sich aber gleichzeitig damit abgefunden zu haben, dass die Zahlen in NRW „stabil“ seien. Also alles bestens im Sportland Nr. 1? Nein! Denn die bundesweit steigende Zahl an Spielabbrüchen zeigt: Präventionsprogramme oder Anlaufstellen werden das Gewaltproblem nicht lösen, zumal die Dunkelziffer viel höher liegen dürfte, solange kein Lagebild dazu vorliegt. Doch Katzidis nahm die Verbände in Schutz: „Da wird ganz viel getan, bis hin zum Projekt ‚Fußballverein gegen Rassismus‘“.

Dass die Interessengemeinschaft Schiedsrichter das ganz anders sieht und die Verbände bis hin zum DFB seit Jahren zu Reformen drängt – dazu kein Wort. Eine Forderung der Unparteiischen: juristische Unterstützung und die Übernahme von Schadenersatzforderungen von Verbandsseite. Dass Sportfunktionäre hohe Aufwandsentschädigungen erhalten, sich aber juristische Unterstützung der Schiedsrichter nicht leisten wollen, hängt selbstverständlich zusammen! Herr Katzidis wollte diesen Zusammenhang jedoch nicht erkennen und beschränkte sich lieber auf plumpe Unterstellungen: Nicht die Gewalttäter würden das Ehrenamt und die Sportvereine in Verruf bringen, sondern die AfD. Nicht die Angriffe in Innenstädten, Zügen und auf Fußballplätzen produzieren die Negativbilder, an die wir uns immer mehr gewöhnen, sondern die AfD! Genauso relativieren die Etablierten die Gewalt schon seit Jahren!

Immer wieder versuchte Katzidis die Diskussion aus ideologischen Gründen und in der Manier eines Internet-Trolls entgleisen zu lassen, indem er auf die Ursachen für die ausufernde Gewalt gar nicht erst einging, sondern diejenigen, die sie eigentlich thematisieren, verunglimpfte – eine groteske Verschiebung des Diskurses, bei der am Ende die Tat relativiert und die Benennung politisch geächtet wird. So bleiben die Antworten auf die Probleme unserer Zeit auf der Strecke.

Das zeigt mal wieder: Für die Altparteien darf alles so bleiben wie es ist.

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